Digitale

Ökologie

Erscheinungstermin
HEBST 2022
Digitale

Dass die Digitalisierung die Umwelt stärker belastet als die Luftfahrt, wissen nur die wenigsten. Die neuen Technologien haben unsere Art zu kommunizieren und uns zu informieren grundlegend verändert, sind für die nachhaltige Entwicklung aber eine grosse Herausforderung.

Die Zahlen unterscheiden sich je nach Studie leicht, haben aber eines gemeinsam: Sie wachsen ungebremst. Dass sich unsere Gewohnheiten durch die Pandemie in die digitale Richtung verlagert haben, ist da auch nicht gerade hilfreich. Derzeit werden 4 bis 5 Prozent der Treibhausgasemissionen von der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) freigesetzt, bis 2030 dürften es bei der derzeitigen Entwicklung doppelt so viel sein.

Natürlich hat die Digitalisierung ihre Vorteile. Man denkt da als erstes an die Papierersparnis. Eine online gelesene Zeitung produziert nur halb so viel CO2 wie eine gedruckte Ausgabe, ein E-Book sogar dreimal weniger als ein Buch. Beim Homeoffice und den Videokonferenzen scheinen die Vorteile auf der Hand zu liegen. Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Studien haben gezeigt, dass damit nur wenig eingespart wird.

Haarsträubende Zahlen

Das Berechnen der Differenz zwischen den positiven und den negativen Auswirkungen der Digitalisierung ist eine komplizierte Angelegenheit. Dabei müssen ziemlich viele Faktoren berücksichtigt werden: das verwendete Material, unsere Gewohnheiten, die Energiequelle der Netzwerke und der Geräte und vieles mehr. In der Schweiz werden bei der Produktion von 1 kWh Strom dank Staudämmen und Kernkraft nur 20 Gramm CO2 ausgestossen. Gemessen am europäischen Durchschnitt von 460 Gramm (700 g weltweit) ist das sehr wenig. «Je nachdem, ob der Strom mit Wasser- oder Kohlekraft produziert wird, erhöht sich die Grössenordnung um das Hundertfache», erklärt Sébastien Humbert, wissenschaftlicher Leiter des EPFL-Spin-offs Quantis. CO2 ist aber nicht das einzige Problem, weshalb Fachleute Umweltbelastungspunkte (UBP) berücksichtigen. Sie messen nicht nur die Schadstoffemissionen, sondern auch den Ressourcenverbrauch.

Der springende Punkt

Weltweit werden pro Sekunde über 40 Smartphones verkauft, deren Datenverkehr über 1,3 Millionen Kilometer Unterwasserkabel läuft. Für ihre Herstellung werden kolossale Mengen Rohstoffe benötigt. In einem Mobiltelefon sind Bestandteile aus 200 Kilo Material verbaut (bis zu 69 verschiedene Stoffe). Oft werden sie mithilfe fossiler Brennstoffe und unter sozial und ökologisch fragwürdigen Bedingungen gewonnen, verarbeitet und transportiert. Einige sind bereits jetzt von grosser strategischer Bedeutung, Lithium aus Bolivien zum Beispiel, aber auch Tantal aus dem Kongo und seltene Erden aus China. In ein bis zwei Generationen dürfte ihre Menge auf ein kritisches Niveau geschrumpft sein.

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