Vom Stanserhorn nach Engelberg

Über die Kreten gehen

Text
Isabelle Jaccaud
Erscheinungstermin
06.07.2021
Vom Stanserhorn nach Engelberg
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Vom Stanserhorn nach Engelberg

Sich allein auf der Welt wähnen, weit weg von der Hektik des Alltags, mit den Zentralschweizer Alpen und dem Titlis im Blickfeld: So lautet das Versprechen dieses originellen Outdoor-Abenteuers auf den Kreten zwischen dem Stanserhorn und Engelberg.

Zwei Tage unter freiem Himmel, ohne ein Dach über dem Kopf: Auf dem Programm dieser anspruchsvollen Wanderung (T3) stehen frische Luft, Genuss und Adrenalin. Die neue, 26 Kilometer lange Route folgt stur der Kammlinie. Ab Stans transportiert einen die offene Kabinenbahn CabriO nach oben. Wind und Sonne versprechen viel. Wo der Stanserhornweg eine gemütliche Schleife um den Gipfel macht, fällt unsere Gratwanderweg von Anfang an steil ab: Stufen und dann ein sehr steiler Pfad folgen einander. Der Ton ist gesetzt. Wanderer, die unter Schwindelgefühlen leiden, sollten fernbleiben.

Zwischen Bergkiefern, die sich an den Hang klammern und deren Wurzeln eine Art Stufen bilden, steigt der Weg danach steil an. Der Wanderer kann sich nicht entscheiden, wohin er blicken soll: auf den majestätischen Pilatus, auf den Sarnersee, der im Westen schimmert, oder zum Schlossberg und seinen Nachbarn? Doch wozu wählen? Weil die Wanderung dem Bergrücken folgt, überblickt man beide steilen Berghänge und hat beinahe das Gefühl zu fliegen. Während fast der gesamten Tour geniesst man das atemberaubende Panorama mit dem Pilatus, den Viertausendern der Berner Alpen, der Rigi und dem Titlis.

Zwischen Schottland und dem Mont Ventoux

Nebelschwaden steigen auf, als wir uns dem Arvigrat (2014 m) nähern. Fast schaffen sie eine schottische Atmosphäre mit Heidelbeersträuchern und Heidekraut. Die Glocken der Kuhherden sind verstummt und haben einer gedämpften Ruhe Platz gemacht. Bald vertreibt der Wind die trüben Schwaden. Hypnotisch taucht der Titlis mit seinem ewigen Eis wieder am Horizont auf. Auf dem Weg vom Gräfimatnollen hinunter werden die Windböen stärker. Die felsige Landschaft nimmt dann das Aussehen des Mont Ventoux an.

Nach einer vierstündigen Wanderung bergauf und bergab öffnet die Laucheren-Hütte ihre Pforten. Die Familie Niederberger bietet einen Zeltplatz direkt am Bach. Die Verpflegung ist deftig. Am Morgen wird man herzlich geweckt. So kann man neue Kräfte tanken, bevor man in der Frühe den Schluchberg in Angriff nimmt. Zwei junge Gämsen klettern auf ihrer eigenen Route den Berg hoch. Eine Schafherde wird von zwei Lamas bewacht, die nach Wölfen Ausschau halten und stolz auf ihre Verantwortung sind. Bergmolche leisten dem Wanderer Gesellschaft.

Schwierige Passage

Der entscheidende Moment der Wanderung ist erreicht: Wagenleis, ein steiler Felsvorsprung. Die Passage ist anspruchsvoll und erfordert einen sicheren Tritt. Seile und Ketten erleichtern den Weg durch diese uralten Kalksteinschichten. Der Titlis wächst zusehends. An seinem Fuss erscheint Engelberg. Die Alpenflora steht in voller Blüte, in einem Meer von Farben. Es ist Zeit für den langen Abstieg. An den Ufern des Lutersees begrüssen uns Murmeltiere und Pieper im gepfiffenen Duett. Rund um den See laden von den Elementen gemeisselte Steinplatten dazu ein, von einer zur anderen zu springen.

Nach diesem Zwischenspiel aus einer anderen Zeit taucht nach und nach die von Menschen geprägte Umwelt wieder auf. Schafzüchter stellen einen Zaun auf, um die Herde daran zu hindern, ausgelassen herumzutollen. Kühe grasen träge in der Nähe einer Berghütte. Im Zickzack geht es weiter, zwischen Wäldern und Weiden, um imposante Felsen zu umgehen, bis man die Ebene bei Engelberg erreicht. Plötzlich ist der grandiose Titlis wieder da. Den ganzen Sommer über bietet das Pauschalangebot Gratwanderung die Möglichkeit, dieses zweitägige open air Abenteuer mit wenig oder gar keinem Gepäck zu erleben.

engelberg.ch

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