Sri Lanka:
auf Tuchfühlung mit Blauwalen

Vor den goldfarbenen Sandteppichen von Trincomalee im Nordosten von Sri Lanka lebt eine der grössten Blauwalpopulationen der Welt. Der Tessiner Fotograf Franco Banfi ist ihnen ganz nah gekommen.
Das Ufer rückt immer weiter in die Ferne. Bald ist nur noch ein schmaler Streifen sichtbar, der sich allmählich am Horizont auflöst. Das Boot hat Asien hinter sich gelassen und befindet sich mitten im unzähmbaren Indischen Ozean, verloren im Nirgendwo. Ein paar einsame Frachter ziehen auf ihrem Weg nach Europa oder Afrika vorbei.
Vier bis fünf Seemeilen vor der Küste taucht die indische Platte abrupt in die Tiefe. Hier leben die meisten Blauwale des nördlichen Indischen Ozeans, die Balaenoptera musculus indica. Über diese Unterart des Zwergblauwals ist bislang noch wenig bekannt. Zwergblauwale sind eigentlich eher im kalten Süden des Indischen und Pazifischen Ozeans beheimatet und erreichen trotz ihres Namens durchschnittlich 100 Tonnen und die beachtliche Grösse von 23 Metern. Ihr Steckbrief liest sich wie eine Auflistung von Rekorden: 600 Kilo schweres Herz, 2,7 Kilo schwere Zunge, 3 Meter langer Penis und Babys, die pro Tag 100 Kilo an Gewicht zulegen!
Tauchen mitten im Ozean
Zwergblauwale sind streng geschützt. Von Dezember bis April, wenn das Meer ruhig ist, kann man sich den sanften Riesen auf Ausflugsbooten vorsichtig nähern. An ihrer Seite zu schwimmen oder zu tauchen ist hingegen grundsätzlich verboten. Nur wenige Forschende erhalten Ausnahmebewilligungen, meist im Rahmen von Foto-Identifikationsprogrammen. Auch einige wenige respektvolle Whale-Watching-Anbieter bekommen eine Erlaubnis. Missbräuche sind aber leider die Regel.
Fünf aufeinanderfolgende Wasserfontänen 100 Meter vor dem Boot sind das Signal. Mitten im Ozean, ohne jeglichen optischen Anhaltspunkt abzutauchen, ist gewöhnungsbedürftig und leicht beängstigend....
