Sonnenstadt Marseille
sous le soleil, exactement
In Marseille trifft Vergangenheit auf Moderne. Traditionen wie die Bouillabaisse, der unverkennbare Akzent, die berühmte Seife und der Gang zur Wallfahrtskirche La Bonne Mère vermischen sich mit Zeitgenössischem in Form von futuristischen Museen, trendigen Modedesignern und einer lebendigen Kulturszene. Seit Marseille Kulturhauptstadt 2013 war, ist die Metropole nicht wiederzuerkennen.
Der alte Hafen – le Vieux Port, wie die Franzosen sagen – ist der eigentlichen Stadt vorgelagert, dringt aber bis in ihr Zentrum vor. Er ist vollgestopft mit kleinen und grossen Jachten und modernen Fischerbarken, den so genannten Pointues. Auf dem Quai des Belges preisen Fischverkäuferinnen lauthals ihre Ware an. Daneben spiegelt sich Norman Fosters Kunstwerk l’Ombrière in der Sonne und das Riesenrad dreht sich über den Calanques.
Vom Hafen führt die Hauptader La Canebière ins Stadtzentrum, vorbei an neoklassizistischen Gebäuden mit opulentem Fassadenschmuck. Der Name der Allee leitet sich vom provenzalischen Wort Canebe (Hanf) ab, der von den hier ansässigen Seilereien haufenweise eingekauft wurde. La Canebière macht dem Ruf Marseilles als verstopfteste Stadt Frankreichs alle Ehre. Ganze 177 Stunden steht jeder Einwohner hier jährlich im Stau. An die Hauptstrasse angrenzend befinden sich das spannende Noailles-Viertel, ein Zwischending aus Souk und provenzalischem Markt.
Le Panier, Kernstück von Marseille
In Marseille erzählt jeder Stein eine Geschichte. Die älteste Stadt Frankreichs wurde vor 2600 Jahren von griechischen Siedlern gegründet und hat seither viel erlebt. Ozeandampfer, Frachter und Fähren entluden an den klippengesäumten Stränden neben Bergen von Waren aus den Kolonialgebieten massenweise Auswanderer aus Korsika, Italien, Afrika und dem Maghreb. Darunter mischten sich Piraten und Seemänner aus aller Welt. Marseille wurde internationale Drehscheibe, heisses Pflaster und Melting-Pot zugleich. Vielleicht trägt das direkt über dem Hafen gelegene Arbeiterquartier deshalb den Namen Panier (Korb).
Von den Griechen zeugen noch heute die von etlichen Treppen durchsetzten Gassen, in denen Unterwäsche an Leinen hängt und Blumentöpfe und Vogelkäfige die Fenstersimse schmücken. Auf einer Anhöhe steht gut sichtbar die Kirche Notre-Dame-de-la-Garde. Das Wahrzeichen von Marseille wird im Volksmund „Bonne Mère“ gerufen und schützt als gute Mutter die Fischer und Einwohner. Unweit davon stechen die exotischen Kuppeln der neoromanisch-byzantinischen Kathedrale Major ins Auge.
Neugestaltete Meeresfront
Vertäut an der ehemaligen Hafenmole J4 reisst das MuCEM Marseille aus der Vergangenheit und verankert die Stadt im 21. Jahrhundert. Die benachbarte Villa Méditerranée streckt dem Museum ihren kolossalen Vorbau entgegen. So sehr das erste Bauwerk verspottet wird, so sehr gelobt wird das zweite. Das Glasgebäude ist von einer Metallstruktur umgeben, die an die Maschrabiya erinnert. In seinem Innern birgt es das gesamte Mare Nostrum. Eine Fussgängerbrücke führt übers Wasser direkt zur mittelalterlichen Festung Saint-Jean. Sie war jahrhundertelang für Besucher gesperrt. Heute werden hier Ausstellungen gezeigt und Shows aufgeführt. Restaurants und ein botanischer Garten mit hängenden Terrassen laden zum Verweilen ein.
Rund herum ist ein neues goldenes Kulturdreieck entstanden. Fixpunkte sind das fortschrittliche Théâtre de la Joliette, das alte Getreidesilo, in dem viele grosse Stars auftreten, und der neue Galeriebau des Japaners Kengo Kuma im Pailletten-Look. Auch Shoppingfans finden an der neu aufgewerteten Meerespromenade ihr Glück. Im XXL-Einkaufszentrum les Docks bieten viele lokale Produzenten ihre Produkte an.
„Marseille gibt Gas“, heisst der Slogan der Stadt übersetzt. Tatsächlich verändert sich das Stadtbild weiter. Nicht bei allen kommen die geplanten Bauprojekte aber gut an. Was, wenn Marseille dabei seine Seele verliert? Die Sorgen sind unbegründet. Am Ende der Uferstrasse, in Goudes, wo die Calanques beginnen, lebt das traditionelle Marseille weiter. In den von Generation zu Generation vererbten Hütten verbringen die Bewohner ihre Wochenenden beim Rauschen der Brandung, bei einem Pastis und dem Geruch von Sardinen, den Horizont der grossen weiten Welt direkt vor der Haustür.
Marseille mit dem Flugzeug
Noch nie war es so einfach, die Designerboutiquen Marseilles abzuklappern und die Verliese des Château d’If, das durch den Graf von Monte Christo weltweit Berühmtheit erlangt hat, zu besichtigen. EasyJet fliegt ganzjährig dreimal wöchentlich (dienstags, donnerstags und samstags) direkt von Genf nach Marseille. Preis: ab 25.90 CHF, One-Way-Preis pro Person, , zuzüglich variabler Kosten für Aufgabegepäck und allfällige Zusatzgebühren.
www.marseille-tourisme.com
www.madeinmarseille.net
www.chutmonsecret.com
www.lescreateursmarseillais.com
www.mucem.org

