Slovenia

ein liebenswertes Land

Text
Claude Hervé-Bazin
Copyright
Slovenian Tourism Board
Erscheinungstermin
06.09.2018
Slovenia
Slovenia
Slovenia

Nur selten waren die Alpen so nah am Mittelmeer. Das trifft sich gut, denn in Slowenien weiss man eh oft nicht, wo einem der Kopf steht. Soll man die Wanderschuhe schnüren und den ­Triglav besteigen? In die Badesachen schlüpfen und sich an den Stränden von Piran sonnen? Oder die Schwimm-weste anziehen, um 700 Meter unter dem Meeresspiegel zu kajaken?

Auf dem europäischen Parkett ist Slowenien ein Fliegengewicht. Der Balkanstaat bringt es gerade mal auf 20’000 Quadratkilometer. Auch Ljubljana gehört mit seinen 300’000 Einwohnern zu den Zwergen. Die ländliche Stadt wurde 2016 zur „grünen Hauptstadt Europas“ erklärt. Hier liegen Wiesen, Felder und Wälder direkt vor den Stadttoren und viele Einwohner bewegen sich mit dem Velo fort. Eingerahmt von zwei Armen des Flusses Ljubljanica wacht auf einem Hügel die mittelalterliche Burg über das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Sloweniens.

Zeleno mesto – grüne Stadt
Im Stadtzentrum haben Trauerweiden, Fussgänger, Kaffeeterrassen und bunte Fassaden in Ockertönen, Zitronengelb, Pistaziengrün und Blassrosa die Ufer des gezähmten Flusslaufes erobert. Er wird von mehr als einem Dutzend Brücken überspannt. Am bekanntesten sind die Dreifachbrücke und die während der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Jugend-stil erbaute Drachenbrücke. Auf der einen Flussseite befindet sich der italienisch inspirierte Prešerenplatz, auf der anderen der gepflasterte, von Renaissance- und Barockbauten gesäumte Rathausplatz Mestni trg.

An der Hausnummer 2 vermittelt die Vinoteka Movia einen Eindruck von den ausgelassenen Partynächten. In Ljubljana ist immer etwas los. Jeder siebte Einwohner ist Student und sieben von sieben Studenten gehen abends aus. Wer es feuchtfröhlich mag, geht in den Shooters Club zum Beer Pong. Nachtschwärmer mit Durchhaltevermögen – darunter viele Touristen – verabreden sich zum Pub Crawl und Knobler treffen sich zum Gehirnjogging in den Escape Rooms. 30 Kilometer östlich, in der alten Industriestadt Trbovlje, wird das Erfolgskonzept sogar als post-apokalyptische Survival-Übung inszeniert.

Tannenwälder mit Bären
Das Bild ist schon fast kitschig: ein See, Holzboote, eine Insel mit einer Barockkirche, Dunstschleier und darüber eine tausend Jahre alte Burg. Bled umgibt die romantische Aura des österreichischen Kaiserreichs. Die Gemeinde ist per Eisenbahn an Wien und Triest angebunden und stieg Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten Luftkurorte auf. Damals schossen schicke Villen und Hotels wie Pilze aus dem Boden, so auch das mittlerweile in Grand Hotel Toplice umbenannte Hotel Luisenbad. 1922 verlegte König Alexander von Jugoslawien seine Sommer-residenz in den Prachtbau, in dem fortan Königshäupter, Diplomaten und Mitglieder der oberen Gesellschaft ein- und ausgingen.

Die traumhafte Kulisse wird von den Alpen überragt. Mächtige Berggipfel durchbrechen die dichten, von Bären bewohnten Wälder. Der mit 2864 Metern höchste Berg Triglav im einzigen slowenischen Nationalpark scheint harmloser, als er ist. Seit 1895 finden Bergsteiger bei plötzlichen Wetterumschwüngen in einem metallischen Turm auf dem Gipfel Unterschlupf. Mit 175 Berghütten und 10’000 Kilometer Wanderwegen braucht sich Slowenien nicht vor den grossen Alpenländern zu verstecken.

Von Bled verläuft eine schmale Strasse dem grössten Fluss Sloweniens ent-lang. Die Save führt so klares Wasser, dass man darin die vielen Forellen zählen kann. Schmucke Dörfer, mit Fresken verzierte Kirchen, Sennhütten, Chalets, Obstplantagen, Koppeln, Heuraufen und Bienenstöcke in allen Farben bilden eine idyllische Postkartenlandschaft. Am Fusse einiger der wichtigsten Gipfel des Alpenmassivs breitet sich der Wocheinersee oder Bohinjsko jezero aus. Auf den darüber gelegenen Bergweiden von Fužina wird in den Sani – mit Schindeldächern gedeckte Almhütten – nach alter Tradition Käse hergestellt.

Land der 8000 Höhlen
Ist Ihnen Wandern zu banal? Kein Problem, Slowenien hat mehr zu bieten – Stollenbiken zum Beispiel. Die fünf Kilometer lange Mountainbike-Tour durch die Galerien des stillgelegten Bleibergwerks im Berg Petzen ist genau das richtige für Adrenalinhungrige. Mit Helm und Stirnlampe fährt man über die ehemalige Strecke der Grubenbahn, die sich plötzlich zu einem verwinkelten, steilen Schlauch verengt. Unkonventionell ist auch die Bergwerkstour mit dem Kajak in Mežica. Nach der Stilllegung der Mine füllten sich die 700 Meter unter der Erde gelegenen Stollen mit Wasser und bildeten Höhlenseen. Rudernd eröffnet sich den Besuchern eine faszinierende Welt der Stille.

Slowenien gleicht einem Emmentaler Käse. Das weitflächige Karstgebiet im Südwesten des Landes ist von Schluchten, unterirdischen Flüssen und Höhlen durchlöchert. Die wohl bekanntesten sind die Höhlen von Škocjan, wo sich auch der mit 146 Metern tiefste unterirdische Canyon der Welt befindet. Umgeben von Wasserfällen führt der Weg über Hängebrücken und einen schmalen Grat der Steilwand entlang. Unweit davon thront die Höhlenburg Predjama. Sie wurde in eine überhängende Felswand hineingebaut und ist über einen Geheimgang mit einer von Fledermäusen bewohnten Höhle verbunden. In der Burg soll es spuken. Wen wundert’s?

www.slovenia.info/de

Slovenia