Posthume Ehrung

eines Ausnahmetalents

Text
Laurent Grabet
Copyright
Red Bull Content Pool, Renan Ozturk
Erscheinungstermin
23.01.20
Posthume Ehrung
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Diesen Herbst wurde David Lama für seine Erstbegehung des Lunag Ri (6895 m) mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet. 30° nutzt die Vergabe des begehrten Bergsteigerpreises, um dem begnadeten Alpinisten, der im April 2019 in den kanadischen Rocky Mountains mit nur 28 Jahren von einer Lawine verschüttet wurde, zu gedenken. Ein Nachruf.

«Lieber einen Tag als Löwe als hundert Jahre als Schaf.» Dieses italienische Sprichwort ist David Lama auf den Leib geschnitten. Der österreichische Bergsteiger und Sportkletterer hat sein 28 Jahre kurzes Leben ohne Wenn und Aber gelebt. Lama war einer der Besten seiner Generation. Sein letzter Husarenstreich gelang ihm im Oktober 2018, als er den 6895 Meter hohen Lunag Ri über den Westgrat im Alleingang bezwang. Für diese Solobegehung wurde ihm Ende September im polnischen Ladek posthum der Piolet d’Or, der Oscar des Alpinismus, verliehen.

«Es war ein Aufstieg, den ich aufgrund der Schwierigkeit, Kälte und Einsamkeit nicht vergessen werde», sagte er nach seiner Rückkehr. Für ihn hatte dieser Erfolg noch aus anderen Gründen eine besondere Bedeutung. Erstens bildet der Lunag Ri die Grenze zwischen Tibet und Nepal, der Heimat seines Vaters. Zweitens brauchte David drei Anläufe, bis er endlich auf dem Gipfel stand.

Gestoppt durch einen Schlaganfall
Beim ersten Versuch im Jahr 2015, den er gemeinsam mit Conrad Anker unternahm, musste er 300 Meter unterhalb des Gipfels aufgeben. 2016 kehrten die beiden zurück, wurden diesmal aber vom Schicksal gestoppt. Der Amerikaner erlitt am Berg einen Schlaganfall und musste mit dem Helikopter evakuiert werden, nachdem ihn David Lama bis zum Basecamp abgeseilt hatte. «Kurz bevor der Hubschrauber abhob, sagte mir Conrad, dass er auf einen weiteren Versuch verzichte», hatte uns der Tiroler in einem Interview erzählt. Aus Loyalität lehnte er danach die Angebote mehrerer renommierter Bergsteiger ab. Er wollte den Aufstieg «für beide» im Alleingang schaffen.

Ende Oktober 2018 brach er schliesslich bei eisigen Temperaturen von minus 30 Grad zum Lunag Ri auf. In dem schwierigen Mixed-Gelände aus steilen Schneefeldern und rauen Eis- und Felspassagen musste er zwei Nächte im Biwak auf über 6000 Metern Höhe übernachten, bevor er sich an die klettertechnisch schwierigste Stelle und die ausgesetzte Querung zum spektakulären Gipfel machen konnte. Er seilte sich danach praktisch über die gleiche Route ab, über die er aufgestiegen war. Vielen würde es schon beim Anblick der Luftaufnahme seiner Route schwindlig werden!

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