Paddle Board
im Licht der Mitternachtssonne
Auf einem SUP-Board ganz auf sich alleine gestellt durch die intakte Natur nördlich des Polarkreises paddeln und in der Mitternachtssonne die wilde Küstenlandschaft erleben: Diesen Traum haben sich drei abenteuerhungrige Freunde erfüllt.
Die beiden Fotografen und Wahlzürcher Jean-Luc Grossmann aus Frankreich und Justin Hession aus Australien und der ebenfalls fotografiebegeisterte tschechische Psychiater Karel Kukal machen gerne Nägel mit Köpfen. Schliesslich sind Träume dazu da, gelebt zu werden. Ihr Plan: in 14 Tagen ganz auf sich allein gestellt nördlich der norwegischen Stadt Tromsø um die Inseln Rebbenesøya, Grøtøya und Nordkvaløya paddeln. Länge der Strecke: gut und gerne 250 Kilometer. Die Inselgruppe ist von betörender Schönheit, völlig abgeschieden und über die Strasse unmöglich zu erreichen.
Paddle Boarding, auch Stand Up Paddling genannt, ist mittlerweile ziemlich verbreitet und wird vor allem auf Seen und auf den ruhigen tropischen Meeren ausgeübt. Aber in der Arktis? Ein Grund mehr, das Abenteuer zu wagen! Die drei Draufgänger beladen ihre vier Meter langen aufblasbaren Boards bis zum Gehtnichtmehr mit Material. Campingausrüstung, Lebensmittel, Wasser, Kleider und Fotoausrüstung, alles wird in wasserdichten Säcken verstaut und auf den Brettern befestigt. Die überladenen Boards sehen aus wie schwimmende Inseln. Nach sechsmonatiger Planung, intensivem Training und Tests auf Bergseen ist das Trio startbereit.
Märchenhafte Bedingungen
Auf 70 Grad nördlicher Breite kann es ungemütlich kalt und windig, wenn nicht sogar feindlich und gefährlich sein. Jean-Luc, Justin und Karel haben Glück: Bei ihrem Aufbruch scheint die Spätsommersonne, die kahlen Berggrate zeichnen sich scharf vom Himmel ab und die Fjorde leuchten stahlblau. Das Europäische Nordmeer gönnt sich eine Ruhepause und die Paddle Boards gleiten sanft dahin, als wollten sie die Idylle nicht stören. Geräuschlos und ohne zu spritzen tauchen die Schaufeln ins Wasser.
Das milde Wetter hält mehrere Tage an, sodass die drei Freunde gut vorankommen. Bei bester Laune paddeln sie nebeneinander her, plaudern, scherzen und geniessen das Gefühl der Freiheit. Weit und breit sind kein Mensch und kein Haus zu sehen. Dafür arrogante Klippen, die sich in ihrer ganzen Imposanz gegen die Meeresstürme aufbäumen. Besonders unwirtlich sind in dieser Region die Westküsten. Nur Vögel leben hier, die aber tausendfach! Ab und zu strecken neugierige Robben ihren Kopf aus dem Wasser und Delfine schwimmen vorbei.
Sørfugløya ist die düsterste aller Inseln, aber auch die mächtigste und faszinierendste. Gleich einer Felspyramide ragt sie aus dem Meer. Im Sonnenlicht offenbaren die Felsen unzählige Narben. Sie sind durch die vielen Sturmtiefs, den Frost und die starken, zuweilen sintflutartigen Regenfälle entstanden. Hier sind die Vögel noch zahlreicher. Im Naturschutzgebiet von Sørfugløya leben mindestens 20’000 Papageientaucher. Sie nisten auf den wulstigen Felskanten im Gras und schwirren scheinbar planlos durch die Luft. Wer genauer hinschaut, entdeckt auch Tordalken, Lummen, Küstenseeschwalben und Seeadler.(...)
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