Ötillö Swimrun
Sprung ins kalte Wasser
Über Dinge sprechen ist gut, sie zu machen ist besser. Diesen Grundsatz hat sich unser Journalist zu Herzen genommen und im September 2016 die Kurzstrecke des legendären Ultra-Ausdauerwettkampfs aus Schweden bestritten. Im Juli stand er im Engadin erneut am Start. Swimrunning macht offenbar süchtig.
wir laufen zwischen hohem Gras, eingezwängt in unseren Neoprenanzug, einen Schwimmer am Oberschenkel befestigt. Ich bin bestimmt etwas zu schnell und meine Teampartnerin Helen Webster etwas zu langsam unterwegs. Der „Ariadnefaden“, der uns an den Hüften miteinander verbindet, spannt sich und das Unvermeidliche passiert: Die britische Journalistin, die für die Zeitschrift 220 Triathlon in Schweden tätig ist, fällt Kopf voran in den Schlamm und schimpft wie ein Rohrspatz. Sie verflucht mich einen Moment lang im Stillen, bevor sie sich aufrafft und wir weiterlaufen.
Warum wir uns das antun? Wir absolvieren gerade einen verkürzten Swimrun-Wettkampf aus 15,5 Kilometer Lauf- und 2,5 Kilometer Schwimmstrecke. Swimrun? Das ist dieser kuriose, 2003 in Schweden erfundene und paarweise bestrittene Biathlon. Die ausgewachsene Version heisst Ötillö Swimrun und wird vor Stockholm zwischen den Schäreninseln ausgetragen. Dabei werden 65 Kilometer zu Fuss und 10 Kilometer schwimmend zurückgelegt.
2,5 Kilometer in 13 Grad kaltem Wasser
An unserem Rennen wechseln sich Schwimmstrecken in der 13° kalten Ostsee und Trails durch wunderschöne Nadelwälder oder über rutschige Steine ab. Trotz Wind, Strömungen und drohender Quallen ist der Andrang an diesem Septembertag gross und bestätigt die zunehmende Begeisterung für Swimrunning. Kurioserweise scheinen die Unannehmlichkeiten keinen zu stören.
Die Schwimmstrecken, die dank Handflossen und entsprechender körperlicher Anstrengung immer schneller zurückgelegt werden, kühlen den Organismus ab und wirken belebend. Unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer am Rand der wenigen asphaltierten Abschnitte sind Durchhänger schnell überwunden. Noch besser funktionieren bei Schwächeanfällen allerdings Erinnerungen. „Frau Devey, die alte Ziege, würde ihren Augen nicht trauen!“, meint meine Partnerin triumphierend. Ihre Sportlehrerin hatte sie in ihrer Jugend bis aufs Blut gequält. Jetzt nimmt die Britin Revanche.
Wir laufen als 25. ins Ziel, 53 lange Minuten nach den Siegern. Egal, wir krümmen uns vor Lachen, komplett high von den Endorphinen. Unser Ziel – Spass haben und wenn möglich nicht Letzte werden – haben wir erreicht. (...)
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