Maewan, 2. Akt
4 Monate Meer und Eis von Grönland nach Russland
Der Bergsteiger und Fahrtensegler Erwan Le Lann blickt für uns auf den zweiten Teil seiner ereignisreichen Reise auf den schwierigsten Meeren der Welt zurück. Er hat die an sich schon komplexe Expedition mit sportlichen Abenteuern und Premieren gewürzt.
Die grossen Gebirgslandschaften und die unendlich weiten Ozeane sind sich im Grunde genommen sehr ähnlich: In beiden Lebensräumen ist der Mensch der Kraft der Natur und seinen eigenen Grenzen ausgeliefert. Erwan Le Lann, ein Bergführer und begeisterter Segler, wollte beide Welten miteinander verbinden und hat deshalb im Februar 2015 die Expedition Maewan auf die Beine gestellt (mehr darüber in 30° vom Dezember 2015). Dieses völlig verrückte Vorhaben besteht darin, auf einem 37 Fuss langen Boot in vier bis fünf Jahren in wenig bekannten, unwirtlichen und nur auf dem Seeweg erreichbaren Regionen rund 66’000 Kilometer zurückzulegen und die Landgänge zum Klettern, Bergsteigen oder Skifahren zu nutzen. Da viele der durchquerten Regionen sportlich unerschlossen sind, stehen automatisch einige Premieren auf dem Programm. Erwan selbst bezeichnet die Expedition als „natürliche Krönung einer zwanzigjährigen Lernphase auf dem Meer und in den Bergen“. Für die Athleten oder Künstler, die er an Bord einlädt, ist die Fahrt eine Entdeckungsreise, auf der sie eine ihnen komplett unbekannte Welt aus nächster Nähe erleben.
Wenn das Meer das Sagen hat
Nach einer langen Winterpause startete die Expedition Maewan Mitte Juni in Sisimiut (Grönland) zum zweiten Akt des „Abenteuers total“. Er führte bis zum russischen Militärhafen von Petropawlowsk in der Region Kamtschatka, wo er Anfang Oktober zu Ende ging. Dort erreichten wir Erwan Le Lann, der nach vier anstrengenden Monaten müde, aber begeistert von seinen Erlebnissen erzählte. „Wir haben zunächst unzählige Fjorde angesteuert, um schöne Berge zu finden, die wir besteigen konnten. Aber in diesen menschenfeindlichen Regionen ist bereits die Suche nach einem geeigneten Ankerplatz eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass uns der Wind keine Verschnaufpause gegönnt hat. Entsprechend kurz waren die Nächte.“
Schliesslich gelang es dem Team, das bei dieser Etappe aus der Kletterin Liv Sansoz, dem Bergsteiger Eric Chatrian und dem Fotografen Christophe Stramba-Badiali bestand, aber doch, einen rund 1800 Meter hohen Berg auszumachen, der ihren Ansprüchen gerecht wurde. Es handelte sich wahrscheinlich um die höchste Erhebung der Region. „Wir sind sofort von Bord gegangen, um uns an den Aufstieg zu machen. Nach einer kurzen Kletterpartie über eine Eiswand und einen schönen Grat standen wir auf dem Gipfel. Dort hatten wir eine 360°-Sicht auf das Meer, die Fjorde, die Berge und die Eisberge. Es war fantastisch!“, schwärmt der 40-Jährige. Diese Besteigung sollte aber der einzige alpinistische Höhepunkt der Etappe bleiben. Trotzdem bedauert Erwan nichts: „Die Expedition Maewan ist auch dazu da, neue Orte zu entdecken, an die wir später und für längere Zeit nochmals zurückkehren können“, sagt er. (...)
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