Lofoten

Kleinod vor dem norwegischen Festland

Text
Claude Hervé-Bazin
Copyright
©ClickAlps/REDA&CO
Erscheinungstermin
16.05.2017
Lofoten
Lofoten

Wie lebt es sich nördlich des Polarkreises? Sehr gut, danke, lautet die lakonische Antwort der Bewohner der Lofoten. Gründe, sich auf der Inselgruppe anzusiedeln, gibt es genug. Zwar geht dem Golfstrom hier langsam die Puste aus, er sorgt aber immer noch für ein erstaunlich mildes Klima. Erschöpft von der langen Reise kommt er am Fuss majestätischer Berge zum Erliegen. Darin eingebettet sind idyllische Täler, malerische Dörfer und die Rorbuer genannten rot gestrichenen Fischerhütten.

Kreischende Möwen umkreisen die Fähre zu den Lofoten. Sie sind im riesigen Vestfjord, der die Inselgruppe vom Festland trennt, zu Hause und begleiten die Schiffe in der Hoffnung auf einen Glücksfang. Obwohl die Meeresbucht oft von Böen gepeitscht und von hohen Wellen aufgewühlt wird, stellt sie verglichen mit dem offenen Meer im Westen doch einen verhältnismässig ruhigen Rückzugsort dar. Im Winter wird der Ozean nämlich von gewaltigen Stürmen heimgesucht. Mit beängstigender Regelmässigkeit entlädt der Wind hier seine ganze Wut. 120 km/h und mehr sind keine Seltenheit.

Lange vor der Ankunft im Hafen von Stamsund auf 68° 08’ nördlicher Breite ist am Horizont ein langes, gezacktes Band zu erkennen. Es sieht aus wie das Rückgrat eines Meeresungeheuers. Je näher man kommt, desto imposanter wirkt der Archipel. Gleich einer unüberwindbaren Felswand ragt er aus dem Wasser. Stamsund ist atemberaubend, aber noch lange nicht der schönste Hafen der Lofoten. Umgeben von einem Schwarm Inseln klebt der verschlafene Ort mit den leuchtend roten Häusern an den Felswänden der Halbinsel. Auch nach 23 Uhr spendet die Mitternachtssonne noch ihr warmes Licht. Im Mai dauert jeder Tag zehn bis zwölf Minuten länger als der vorangegangene.

Idylle pur
Da die Sonne bereits um 3 Uhr früh wieder aufgeht, bleibt genügend Zeit, um an der Westküste nach schönen Fotomotiven Ausschau zu halten. Hinter einem Tunnel taucht Vikten auf. Das winzige Dorf besteht aus einer Handvoll Häuser und Höfe auf einem frühlingshaft grünen Grasteppich. Es hat eine Bresche in die Berglandschaft geschlagen. Sanft umspült die Brandung einen südseeähnlichen Strand, über dem hin und wieder ein Seeadler schwebt und seinen massiven Schatten auf den Sand wirft. (...)

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