Julbo White session
Ein Traum wird wahr
Die beiden Freeride-Profis Vivian Bruchez und Samuel Anthamatten haben den Schweizer Amateur Phillip Crivelli mitgenommen, um auf den Hängen zwischen dem Matterhorn und dem Mont Blanc die Schwerkraft herauszufordern. Bericht eines Tagtraumes, der gar keiner war.
Im zug von davos nach Täsch denkt der 31-jährige Phillip Crivelli voller Freude an das bevorstehende Abenteuer. Er kann sein Glück noch immer nicht fassen und lässt vor den Landschaften, die an ihm vorbeziehen, Revue passieren, wie es dazu kam. Begonnen hat alles ein paar Monate zuvor. Beim Surfen im Internet stösst er auf den vom Brillenhersteller Julbo organisierten Wettbewerb. Der Sieger wird zur Julbo White Session eingeladen, liest er. Zehn Tage lang darf er zwei Extremskifahrer in die Berge begleiten. Er nimmt teil und gewinnt.
Jetzt ist er für die erste Etappe des Trips in Zermatt. Er trifft sich mit dem Franzosen Vivian Bruchez, der im Chamonix-Tal mehrere Weltpremieren realisiert hat, und mit dem Zermatter Samuel Anthamatten, auch er ein erfahrener Freerider und Bergführer. Die beiden Cracks werden ihm eine Welt zeigen, die nur wenige – die Besten – kennen. „Sie sind meine Vorbilder“, sagt Phillip. „Ich folge ihnen auf den sozialen Netzwerken und wenn ich hätte wählen müssen, mit wem ich skifahren will, hätte ich mich ohne zu zögern für die beiden entschieden.“
Phillip fährt auch gerne Mountainbike und klettert. Seine echte Leidenschaft gehört aber dem Skifahren. Früher fuhr er sogar alpine Skirennen und auch das Thema seiner Dissertation hat er auf seinen Lieblingssport ausgerichtet: Er untersucht die Auswirkungen des Windes auf die Schneedecke. Vor einigen Jahren hat er mit dem Extremskifahren angefangen. „Phil hat einen kraftvollen, körperbetonten Fahrstil und hat mich während des Ausscheidungsverfahrens beeindruckt“, sagt Samuel über den 31-Jährigen. Er sei auch technisch stark und habe ein ruhiges Wesen.
Den Berg entscheiden lassen
In Zermatt meldet sich schon langsam der Frühling zurück, obwohl in den Tagen zuvor viel Neuschnee gefallen ist. Im Hintergrund ragt stolz das in einen weissen Mantel gehüllte Matterhorn in den Himmel. Samuel mahnt zur Vorsicht: „Es hat in den letzten Tagen viel geschneit, aber die Verhältnisse können sich rasch ändern. Wir müssen vorsichtig sein. Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder, wir entscheiden uns für das Marinelli-Couloir oder, warum nicht, für die Ostwand des Matterhorns.“
Beladen mit Material und Proviant machen sich die drei Männer auf den Weg. Wie sich herausstellt, ist das enge und steile Marinelli-Couloir nicht in bestem Zustand. Also richten sich die Blicke auf das Matterhorn. Es windet stark, was für instabile Verhältnisse sorgt. Das Trio beschliesst dennoch bis zur Hörnlihütte (3260 m) hinaufzusteigen. In dieser Jahreszeit ist nur die Winterhütte zugänglich. Den Abend verbringen die drei bei einem Fondue, das etwas verbrannt schmeckt.
Am frühen Morgen beleuchtet die aufgehende Sonne das Bergpanorama über dem dicken Wolkenmeer. Doch so schön die Kulisse auch ist, sie eignet sich nicht fürs Freeriden. Der Wind hat nicht nachgelassen und Skifahren auf dem Matterhorn ist unter diesen Umständen zu gefährlich. Die drei Freerider müssen ihre Pläne ändern und beschliessen, ihr Glück an der Nordwand des Breithorns zu versuchen. „Das Breithorn ist riesig und weist unzählige, von Gletschern getrennte Linien auf“, beschreibt Samuel den Berg. „Der erste Teil ist ziemlich intensiv, man muss konzentriert bleiben.“ Die Entscheidung steht schnell: Nächster Stopp ist die Testa-Grigia-Hütte an der schweizerisch-italienischen Grenze.(...)
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