Hüttenpalast
City-Glamping in Berlin
Hinter der Pforte ein Hofgarten, hinter dem Hofgarten eine ehemalige Staubsaugerfabrik, darin ein Hotel mit Oldtimerwohnwagen. Indoor-Campingglück mitten in der Grossstadt. Oder Berlin zusammengefasst in einer Schrebergartenidylle.
Hermannplatz, U-Bahn-Linie 8. Beim Anblick der gelb-grauen Wandfliesen der U-Bahn-Station fühlt man sich ein paar Jahrzehnte in eine Zeit zurückversetzt, in der Neukölln noch der Berliner Arbeiterklasse gehörte. Das historisch rote, dann alternative Viertel im amerikanischen Sektor lockte damals kaum die Massen an. Nach dem Fall der Mauer, die nur wenige Häuserblöcke weiter verlief, verkam es noch mehr. Inzwischen hat sich der Stadtbezirk aber gewandelt. Studenten und Yuppies sind eingezogen und haben ihm zu neuem Kolorit verholfen.
Ganz schön schräg
Hundert Meter der Weserstrasse entlang, links in die Hobrechtstrasse und schon steht rund 150 Meter weiter eine nichtssagende Fassade, genauso anonym wie die anderen. Hier sollen wir heute übernachten? Das Eingangstor öffnet sich zu einem Innenhof mit Aussenlift aus einem anderen Zeitalter. Der quietscht bestimmt. Was soll's! Wir sind dem Charme der Hinterhofoase bereits verfallen. Spalierwein, Hortensien, Farne, Palmen, Sonnenblumen und rosa Gänseblümchen zaubern ein kleines Stück Natur – im Topf – mitten in die Stadt, wo Vögel zwitschern, sobald die ersten Sonnenstrahlen in den Hof dringen.
Die Inhaberinnen Sarah und Silke, eine ehemalige Fashion Designerin und eine Event Managerin, haben ihre Talente gebündelt und einen verrückten, coolen und verspielten Ort geschaffen, der zu Berlin passt wie die Faust aufs Auge. Als sie auf dem Höhepunkt der Krise von 2008 auf die alte, baufällige Fabrik stiessen, hatten sie zunächst ganz konventionelle Pläne. Sie wollten ein Café und ein Hotel eröffnen. Bis Sarah plötzlich eine zündende Idee hatte. Was, wenn sie in der Fabrikhalle Hütten aufstellten? Silke hatte Bedenken. «Wenn, dann Hütten auf Rollen, damit wir sie verschieben und den Saal vermieten können», warf sie ein. Ein Kompromiss war schnell gefunden: Es sollten vor allem Wohnwagen sein.
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