Herbstliche Klettertour
am Pierre Avoi

Pierre Avoi oberhalb von Verbier im Unterwallis ist ein abwechslungsreiches Klettergebiet mit unzähligen Möglichkeiten vor einem grandiosen Panorama. Bericht über ein intensives Klettererlebnis.
Pierre Avoi (2473 m) ist der grösste Klettergarten des Wallis. Das Massiv gibt nicht nur einen herrlichen Blick auf die gegenüberliegenden Alpen, sondern auch auf das Rhoneknie frei. Zusammen mit dem Walliser Kletterer Didier Jacquemettaz machen wir uns an einem schönen Tag im November auf, das Massiv zu erkunden. Nach einem 30-minütigen Marsch erreichen wir die Türme von Pierre Avoi. Uns erwartet eine Reihe von Nadeln mit schönen Routen in sehr speziellem und rauem Fels, dem Brekzie. Dieses Konglomerat aus kantigen Kalkelementen und Dolomit bietet sehr kleine, aber ausserordentlich gut strukturierte Griffe. Ein wahrer Genuss!
Da Novembertage kurz sind, dürfen wir nicht trödeln, wenn wir in allen Sektoren des Massivs klettern wollen. Nach den Routen Cretton spot (6b) und Telle est la loi (7a) wechseln wir an die Südwand des Berges zu einer steilen Wand mit einigen beeindruckenden Linien, die noch nicht alle rotpunkt begangen wurden. Der schöne Pfeiler Le Sexe des Anges (7b) und der Riss Sud (6b+) stillen unseren Hunger noch nicht, im Gegenteil: Wir nehmen eine kleine Stärkung zu uns und klettern dann frei an der bouldrigen Passage Le poids de la grâce (7a).
ELF VERSCHIEDENE ROUTEN
Der Himmel zieht sich langsam zu und der Wind frischt auf. Mit Jacke und Socken nehmen wir die Route Gaston Rébuffat (4c) und anschliessend die nebenan liegende Fully, c’est plus bas (5a) in Angriff. Leider verschlechtert sich das Wetter zunehmend, sodass wir auf die 200 Meter hohe Nordwestwand und die für ihre Zeit visionäre Voie Cretton aus dem Jahr 1970 verzichten müssen. Seit der Erschliessung dieser Linie wurden mehrere moderne Routen eröffnet, darunter Le choc des Titans (1988) und Delikatessen (1991). Heute zählt man elf verschiedene Routen, am bekanntesten sind die Klassiker Edelweiss (6a) und L‘arête (5c). Obwohl die Nordwestwand eine grosse Auswahl an Schwierigkeitsgraden von 5c bis 6c bietet, ist sie zum Glück nicht überlaufen.
Das Wetter zwingt uns, auch auf die sechs Seillängen von Mecca (6c), die in einschlägigen Führern als «Must» beschrieben werden, zu verzichten. Doch aufgeschoben ist ja schliesslich nicht aufgehoben und so haben wir einen Grund mehr, hierher zurückzukehren!
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