Franz-Joseph-Land
Unterwegs im arktischen Eismeer
Das Franz-Josef-Land liegt im nördlichsten Teil der Arktis, noch näher am Nordpol als Spitzbergen. 85 Prozent der insgesamt 191 russischen Inseln sind ständig mit Eis bedeckt. Der Archipel am Rand der Packeisgrenze ist das Reich der Eisbären, Walrosse und Wale und ein geheimnisvoller Ort wie aus einer anderen Zeit.
Das Franz-Josef-Land liegt 800 Seemeilen nördlich des Polarkreises und 560 Seemeilen südlich des Nordpols am Rande der Barentssee, die bei den Seefahrern als „Tanzsaal des Teufels“ verschrien ist und immer wieder ihre ganze Wut an dem Archipel auslässt. Über die 16’000 Quadratmeter grosse Inselgruppe in 81°50’ nördlicher Breite ist nur wenig bekannt. Unter der Sowjetunion war der Zugang für Zivilisten aus offensichtlichen strategischen Gründen verboten. 1990 wurde das Sperrgebiet dann allmählich unter strengsten Kontrollauflagen für den Tourismus geöffnet. Seit der Einrichtung eines Reservats im Jahr 1994 und der Gründung des Nationalparks „Russische Arktis“ im Jahr 2009 sind nur noch zehn Schiffe pro Sommer zugelassen. Törns erfolgen unter dem Geleit eines russischen, mit Saiga-12-Sturmgewehren bewaffneten Begleitkommandos.
An der Grenze des Unbekannten
Am ersten Morgen unserer Expeditionsreise liegt die Landschaft unter dickem Nebel verborgen, als wolle sie ihre gut gehüteten Geheimnisse nicht preisgeben. Der eisige Wind und die beissende Kälte bahnen sich ihren Weg durch die vielen Kleiderschichten. Spätestens jetzt wird klar: Die Hocharktis kann ganz schön ungemütlich sein.
Trotz dieser Extrembedingungen stiessen Entdecker auf ihren Expeditionen zum Nordpol und zur Nordostpassage bereits im 19. Jahrhundert in den Archipel vor. Er wurde erstmals 1873 von den Österreichern Payer und Weyprecht gesichtet und von ihnen nach ihrem Kaiser benannt.
Unser erster Zwischenstopp erfolgt auf der geschichtsträchtigen Bell-Insel. Über ein Plateau aus Basalt- und Sedimentgestein kämpfen wir uns durch die dicke weisse Wolke vorwärts. Unser Ziel ist die 1881 von Benjamin Leigh Smith und seinen Männern errichtete Hütte. Sie wurde von ihnen errichtet, nachdem ihr Schiff vom Packeis zermalmt worden war. Zehn Monate überlebten sie dort, bevor sie mit den geborgenen Booten nach Nowaja Semlja ruderten und gerettet wurden.(...)
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