Die ungeahnten Linien
der Haute Route
Eigentlich ist das legendäre Skitourenrennen von Chamonix nach Zermatt für seine Schwierigkeit bekannt. Trotzdem verläuft die Haute Route nach dem Geschmack einiger Puristen in etwas zu geregelten Bahnen. Jetzt hat ein Trio bekannter Freerider beschlossen, das Problem auf seine eigene Art anzugehen und sich auf die Suche nach Umwegen und steileren Hängen zu machen. Die Bilder, die sie von ihrem Unterfangen mitgebracht haben, sprechen für sich.
Die Haute Route Chamonix-Zermatt ist ein Klassiker des Skitourensports. Alles andere als klassisch war die Anfang 2014 von einer zehnköpfigen Truppe eingeschlagene Route. Angeführt von den Freeridern Seth Morrison, Julien Régnier und dem inzwischen verstorbenen JP Auclair verliessen die Skibergsteiger die ausgetretenen Pfade mit dem Vorhaben, die steilsten Hänge ausfindig zu machen. „Für mich war es ein ganz besonderes Abenteuer“, sagt Julien Régnier, „nicht nur wegen seiner Schönheit und der extremen Komponente, sondern auch, weil es das letzte war, das ich mit JP erleben durfte.“ Der Kanadier, mit dem der 36-jährige Franzose eng befreundet war, wurde im Herbst darauf in Chile von einer Lawine verschüttet.
Vollständig autonom bei -20 °C
Ihre Haute Route dauerte nicht wie bei der herkömmlichen Variante sieben, sondern neun Tage. „Wir haben mehrstündige Umwege gemacht, um Linien in steilen Couloirs oder Hängen aufzuspüren“, erzählt Julien. „Dabei haben wir 15 Kilo schwere Rücksäcke geschleppt und waren auf unseren normalen Ski unterwegs, damit die Abfahrten auch richtig Spass machen.“ Die Teilnehmer mühten sich bei eisigen Temperaturen vorwärts (meistens bei -15 bis -20 °C) und schliefen nachts in zu dieser Jahreszeit unbewarteten und ungeheizten Berghütten. Manchmal waren nicht genügend Schlafplätze vorhanden und auch an Holz fehlte es. Bei dieser Erinnerung muss Julien grinsen. (...)
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