Der Adler von Adelboden

überfliegt das Red Bull X-Alps

Text
Laurent Grabet
Copyright
Honza Zak / Red Bull Content Pool
Erscheinungstermin
10.10.2019
Der Adler von Adelboden
Der Adler von Adelboden

Ende Juni hat der 36-jährige Schweizer das härteste «Hike & Fly»-Rennen von Salzburg nach Monaco zum sechsten Mal gewonnen. Nach dem Triumph sprach der Rekordsieger mit 30° über seinen Erfolg und die Leidenschaft, die ihn antreibt.

2004 titelte ein Journalist seinen Artikel über Christian Maurer «Der Adler von Adelboden». Den hochverdienten Spitznamen ist der Berner Oberländer nicht mehr losgeworden. Mit 36 Jahren hat er Ende Juni das Red Bull X-Alps zum sechsten Mal in Folge gewonnen. Doch statt seine unzähligen Erfolge aufzuzählen, meint er knapp und bescheiden: «In der Luft bin ich in meinem Element». Angst habe er dort nie, sagt er. Nicht einmal, wenn er mit seinem Gleitschirm mit mehr als 120 km/h unterwegs sei.

100 Kilometer vor dem Zweitplatzierten
Das alle zwei Jahre ausgetragene X-Alps ist ein Gleitschirm-Biwakrennen von Salzburg nach Monaco und so etwas wie der heilige Gral der «Hike & Fly»-Sportler, die sich ausschliesslich zu Fuss oder fliegend fortbewegen. Dieses Jahr legte «Chrigel» 1500 Kilometer in der Luft und 420 Kilometer marschierend zurück. Mit seinem 23 Quadratmeter grossen und 3,5 Kilo schweren Gleitschirm kam er nach 9 Tagen, 3 Stunden und 11 Sekunden Schinderei in Monaco an. Die acht kurzen Nächte à fünf bis sechs Stunden verbrachte er im Camper seiner beiden Begleiter. Beim Zieleinlauf hatte er 100 Kilometer Vorsprung auf seinen direkten Verfolger!
Entschieden wurde der diesjährige Wettkampf wahrscheinlich auf dem Titlis, dem mit 3020 Metern über Meer höchsten Kontrollpunkt des Rennens und körperlich schwierigsten Streckenteil. Maurer schaffte es nämlich als einziger fliegend auf den Titlis und ersparte sich so den mühsamen und zeitraubenden Aufstieg über 2000 Höhenmeter mit 11 Kilo Gepäck auf dem Rücken.

Erster Flug mit vier Jahren
Die sechs Siege sind Christian Maurer nicht in den Kopf gestiegen. Im Gegenteil, der sympathische Oberländer übt sich in Zurückhaltung. «Am diesjährigen X-Alps hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass ich das Rennen vom Start bis ins Ziel im Griff hatte. Das lag aber auch am relativ guten Wetter und den wenigen Stürmen.»
Ein wichtiger Faktor für seinen erneuten Erfolg ist sicher seine olympiaverdächtige Kondition. Ende Winter hatte der 36-Jährige 90 000 Höhenmeter mit Skifellen zurückgelegt und unter anderem die prestigeträchtige Trofeo Mezzalama, das Pendant der Patrouille des Glaciers im Aostatal, absolviert. Dennoch war der Endspurt dieses X-Alps alles andere als ein Spaziergang. Am letzten Tag musste Christian Maurer 50 Kilometer bei brütender Hitze von bis zu 35 Grad zu Fuss bewältigen. «Das war vor allem mental sehr hart, denn ich war davon ausgegangen, dass ich auf diesem Streckenteil wie bei den letzten vier Teilnahmen fliegen kann.» (...)

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