Portfolio

David Allemand,

David Allemand,

Bildpoet mit Eulenblick
Text
Claude Hervé-bazin
Copyright
David Allemand
Erscheinungstermin
23.05.2017

Er bezeichnet sich selbst als Naturfotograf. David Allemand ist ein grosser Fan des Hohen Nordens und fasziniert von Eulen und Käuzen. In den grossen, menschenleeren Weiten fängt er das Leben ein, das im fantastischen Licht und durch spezielle Formgebungen einen ganz besonderen Zauber entfaltet. Seine Aufnahmen zeigen auf wunderbare Weise die Zerbrechlichkeit der Wildnis.

David Allemand ist schwindelfrei. Der gelernte Höhenarbeiter kletterte lange auf Hausdächern und Felsen am Strassenrand herum, bevor er die Seile und Karabiner gegen einen Fotoapparat tauschte. Getrieben vom Fernweh landete er relativ schnell im Norden, in der Nähe des Polarkreises, wo das Frühlingslicht den Landschaften eine intensive, golden schimmernde Sanftheit verleiht und die Tage im Sommer ewig dauern. Dort ist der Mensch meist nur zu Gast, Zuschauer einer starken Natur, die sich nichts vorschreiben lässt und das alleinige Sagen hat.

„Der Anblick der Schönheit und Reinheit dieser Region hält alle Sinne wach. Je mehr Zeit ich im Kontakt mit der Natur verbringe, desto mehr löst sie in mir die für die Fotografie nötige Inspiration aus. Die Natur in Bilder umzusetzen bedeutet bestmöglich mit ihr zu kommunizieren und den inneren Frieden zu finden. Es ist unglaublich bereichernd“, beschreibt der Fotograf seine Erfahrung.

Die fabelhafte Welt der Eulen und Käuze

David Allemand, der seit nunmehr 15 Jahren vollberuflich als Fotograf arbeitet, hat eine ungewöhnliche Leidenschaft: Er fotografiert Eulen und Käuze. „In Europa gibt es 13 verschiedene Arten“, erklärt er. Seit rund zehn Jahren porträtiert er die Raubvögel, seit fünf Jahren widmet er sich ihnen sogar exklusiv. Er reist durch den ganzen Kontinent, um sie abzulichten. Dank umfassender biologischer Kenntnisse und einem mittlerweile grossen Netzwerk aus Wissenschaftlern und Naturforschern, die ihn bei Bedarf beraten, spürt er sie auch in den hintersten Winkeln auf.

Am schwierigsten zu fotografieren sei neben der Schleiereule und dem Waldkauz die Zwergohreule, eine sehr unauffällige und scheue Art, die im Winter ins wärmere Afrika fliegt. Wie durch ein kleines Wunder liess sich 2016 nach sechsjährigem Warten ein Pärchen im Nistkasten nieder, den David und Stefanie in ihrem Garten in der Provence aufgehängt hatten.

Sind Eulen und Käuze Nachttiere? Ja und nein. David konnte sie schon tagsüber fotografieren, vor wunderschönen Kulissen und in bestem Licht. Die Schleiereule zum Beispiel ist in Frankreich und in der Schweiz ausschliesslich nachtaktiv, in Grossbritannien aber jagt sie manchmal am helllichten Tag. Und im Hohen Norden, wo die Nacht im Sommer vom Tag komplett verdrängt wird, sind die Vögel gezwungen, an der Sonne zu leben.

Die Allemands haben ihre Arbeit in einem eindrücklichen, wunderbar poetischen Bildband festgehalten, der im Herbst 2017 herauskommt (Vorbestellungen möglich). Die Fotos stammen ausschliesslich von David, die Texte von Stéphanie. Anlässlich des Erscheinungstermins werden ausgewählte Aufnahmen im Grossformat am internationalen Festival für Tier- und Naturfotografie von Montier-en-Der gezeigt (16.–19. November 2017).

Respekt vor der Natur

Für sein Eulenprojekt hat David vollständig auf den Blitz verzichtet. Er ist auch kein Fan von Infrarot-Barrieren, mit denen man ein Tier fotografieren kann, ohne überhaupt anwesend zu sein. Seine Techniken sind einfach. Sie bestehen im Wesentlichen aus Aufspüren, Geduld und dem Beherrschen des nicht unterdrückbaren Frustgefühls, das aufkommt, wenn die Kamera nicht funktioniert, das Stativ umkippt oder das Sujet wegfliegt. Für eines seiner Lieblingsbilder, das eine sich schüttelnde Wasseramsel in den Wasserfällen von Verdon mit in alle Richtungen spritzendem Wasser zeigt, musste er tagelang auf der Lauer liegen und etliche Versuche starten.

David verwendet auch bei Serienbildern den manuellen Modus. Am liebsten erwischt er sein Sujet beim Abflug (auf die 1000stel oder 2000stel Sekunde genau). Dazu muss er allerdings die Bewegungen vorausahnen. Auf seinen nur sehr wenig nachbearbeiteten Bildern teilen sich die Vögel und Säugetiere die Aufmerksamkeit mit Landschaften, Wäldern und Bäumen. Die Bewegung und die Komposition spielen dabei eine wichtige Rolle. „Ich lege grossen Wert auf die Gestaltung und das Künstlerische, indem ich Techniken wie den Mitzieher-Effekt oder Langzeitbelichtung verwende“, betont David.

Wettbewerbe, Ausstellungen und Kreuzfahrten

In den letzten zehn Jahren wurde der Franzose an grossen internationalen Fotowettbewerben über vierzig Mal ausgezeichnet. An den russischen Global Arctic Awards konnte er bisher jedes Jahr einen Preis mit nach Hause nehmen. Mittlerweile ist er sogar Jurymitglied und Präsident. Er erhält damit eine Bühne für Ausstellungen an den verschiedensten Orten und kann dort auf die Erderwärmung, die die Polarregionen so stark bedroht, aufmerksam machen. „Für uns ist es wichtig, Poesie in unsere Bilder zu bringen, um möglichst viele Menschen zu sensibilisieren“, erklärt er und erwähnt dabei stolz die Verwendung einer seiner Fotos für die Kampagne The Call of the Poles, die unter der Schirmherrschaft der UNESCO steht und sich dafür einsetzt, auf die Bedeutung der Polarregionen hinzuweisen und für deren Schutz einzutreten.

Den Allemands liegt viel am Hohen Norden. Sie kehren als fotografische Leiter auf Kreuzfahrtschiffen (in Partnerschaft mit der Schweizer Reiseagentur Grand Espaces) jedes Jahr dorthin zurück. Daneben organisieren sie eigene Kurse in Finnland, Norwegen und im Verdon-Naturpark, wo David als Kind alle seine Ferien verbracht hat. Auch darüber hat er übrigens ein grossartiges Buch herausgegeben.

www.david-allemand.com