Portfolio

Nicolas Henrys

Nicolas Henrys

Reisen in die Fantasie
Text
Frédéric Rein
Copyright
Nicolas Henry
Erscheinungstermin
17.10.2015

Der französische Fotograf inszeniert in seiner neuen Serie „Traits d’union“ Personengruppen aus der ganzen Welt. Bevor er sie mit der Kamera verewigt, versucht er im Gespräch mit ihnen ihre Identität und ihre Sorgen zu ergründen, um diesen dann mit seinen Darstellungen Ausdruck zu verleihen.

Nicolas Henry hat fünfzehn Monate lang die Welt bereist und dabei rund zwanzig Länder besucht. Er war in Madagaskar und Nepal, in China, Bolivien, den USA und in Neukaledonien. Seine Erkenntnisse aus den Begegnungen mit den Einheimischen gibt er in sorgfältig inszenierten Bildern wieder. Sie verfolgen alle dasselbe Ziel: Die fotografierten Personen sollen ihre Identität darstellen und ihre vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Anliegen und Sorgen ausdrücken können. Die 150 Bilder der Serie „Traits d’union“ verleihen diesen Frauen und Männern eine Stimme. Es sind visuelle Erzählungen mit einer unmissverständlichen Botschaft, bei der alle Beteiligten von A bis Z eingebunden waren. „Wir haben uns zunächst Gedanken über die Inszenierung gemacht und danach gemeinsam das Dekor und die Kostüme hergestellt. Das Material fanden wir jeweils vor Ort“, erklärt der französische Fotograf. „Die Endaufnahmen, die ganz ohne Fotomontage entstanden sind, stellen insofern eine Art Theater dar, weil dem Auftritt der Sujets stets Zuschauer beigewohnt haben.“
Im Lichte seiner letzten Arbeit „Les cabanes de nos grands-parents“, der 30° im Herbst 2011 ein Portfolio gewidmet hatte, präsentiert sich diese neue Serie als Wandel in der Kontinuität. „Wir haben es mit dem gleichen plastischen Universum zu tun, das uns aus der Realität entführt und die Tore zur Fantasie weit öffnet“, bestätigt Henry. Trotzdem gibt es aber Unterschiede: „Hier sind es nicht mehr die Senioren, die durch ganz persönliche Gegenstände ihr Innerstes preisgeben, sondern Gruppen, die einen zeitgemässen Blick auf Themen werfen, die sie beschäftigen und direkt betreffen. Dadurch lässt sich der Themenbereich erweitern.“ Die Bilder befassen sich mit der Stellung der Frau in der Gesellschaft, dem Aufbau neuer kultureller Identitäten als Antwort auf Konflikte, der Kolonisation von damals und heute, der gemeinschaftlichen Organisation zur Verlangsamung der Landflucht, dem Umweltschutz in Zeiten der fortschreitenden Verstädterung und der Veränderung der Ökosysteme. Nicolas Henry bezeichnet seine Fotos als Fenster des Ausdrucks“: „Sie überwinden die Exotik und die üblichen, von den Medien verbreiteten Klischees, bei denen es oft darum geht, sensationslüstern Unterschiede hervorzuheben. Ausserdem berichten sie von den zahlreichen Initiativen und Erfahrungen, die Antworten auf unsere brennenden Probleme liefern können.“

www.nicolashenry.com